Manitas de Plata und seine Musik hörten und bewunderten wir schon länger, und da wir in der Familie einen Geburtstag am 24 Mai feiern, haben wir erstmals 1996 beschlossen, den in Les Saintes-Maries-de-la-Mer in der Camargue zu feiern, wo vom 24.5. – 26.5. die berühmte Wallfahrt der Sinti und Roma stattfindet. Damit einhergehend wird dort auch reichlich gefeiert, treffen sich doch dort zu diesem Anlass die weit verbreiteten Familien, Kinder werden getauft etc. Eine weiteren Aufenthalt hatten wir im Jahr 1997. Im Jahr 2001 trafen wir uns auch im Mai dort mit Freunden aus Amerika, Fans der „Gipsy Kings“, von denen auch einer seinen Geburtstag am 24.5. feierte. 2003 waren wir dann im Sommerurlaub in Montpellier, den wir mit Fernando Baliardo „de Plata“, Sohn von Manitas de Plata, und seiner Lebensgefährtin verbrachten.
In Les-Saintes-Maries-de-la-Mer nahm auch die Karriere von Maitas de Plata ihren Lauf, der zusammen mit José Reyes, einem begnadeten Sänger aus Arles, seinen Weltruhm begründete. Man traf sich zum musizieren im Hotel „Les Vagues“ am Hafen von Les-Saintes-Maries-de-la-Mer, an dieser Tradition hat sich bis heute nichts geändert, auch im Zentrum, auf dem Platz um die berühmte Wallfahrtskirche, wird musikalisch gefeiert und bis spät in die Nacht getanzt. Vorwiegend hört man Rumba, gerne auch „Compas Moro“, in Anlehnung an die Mauren im früheren Spanien, die den Flamenco mit ihrem Rhythmus bereichert haben. Die Sinti und Roma im Dreieck Arles, Rhône-Delta, Montpellier sind überwiegend katalanischer Abstammung, die „Rumba Catalan“ der überwiegend gespielte Rhythmus der Tanzmusik.
Inzwischen sind die Söhne, Enkel, Neffen, Schwiegersöhne aus dem Schatten von Manitas de Plata, bürgerlich „Ricardo Baliardo, und José Reyes getreten und haben sich zum Teil international in die Charts gespielt, z.B. die „Gipsy Kings“, „Chico and the Gypsies“ „Los Reyes“, „Gitano Family“. Natürlich gibt es auch noch andere Familien, die musikalisch überaus bewandert sind, z.B. die Régis, Patrac, Arenas, die sich in diversen Gruppen zusammen gefunden haben, wobei die Besetzungen sich laufend ändern.
Die musikalischen Talent sind dort unterschiedlich verteilt, so sind die Baliardos eher Gitarristen, wie auch die Regis, die Reyes eher Sänger, wobei Ausnahmen die Regel bestätigen (Mario Reyes studierter Gitarrist, „Bambo“ Baliardo, Niño „de Suerte“ Baliardo [Goldene Schallplatte mit 9 Jahren] und Manero Baliardo hervorragende Sänger), bei den Arenas sind die Gaben gleichmäßig verteilt, Manuel Arenas ehe Sänger, sein Sohn Roy eher Guitarrist. Ich hatte das mal detailliert für meine alte Homepage zum Thema mal in einem Englischen Text verfasst, den ich der Einfachheit halber mal hier rein kopiere:
Many Catalanian Gypsies left Spain during a civil war to France, because they were no fighters and feared for their children.A part of them lives know in and around Perpignan, but most live in the Camargue between Marseille, Arles and Montpellier.They had a lot of problems during years, but are now more or less integrated and accepted by the French population. Some of them earn their money as musicians, many make music just for fun, during fiestas, marriages and so on.There are at least 5 families of musicians, wellknown in the community:The Family „Baliardo“, „Reyes“, „Régis“, „Patrac“ and „Arenas“.The Baliardos live in Montpellier, the Reyes in Arles, where the other families live is out of my knowledge.Interesting is to see, that the Baliardo family has very good guitar players, the Reyes family is a more a singing one, as well as the Patracs and the Arenas, the Régis are, as the Baliardos, better guitar player. As usually, there are allways exceptions, f. e. „Bambo“ Baliardo and „Manero“ Baliardo are good singers, and „Niño de Suerte“ Baliardo got his first „gold disc“ at the age of 9.Mario Reyes is an excellent guitar player with a diplom of the conservatory. He is, as left hand, able to play as well left hand tuned guitars as right hand tuned ones without changing anything of the tuning. But back to the history:At the end of the 50’s in 2oth century, a certain Ricardo Baliardo was discovered from some French artists, and not much later, Manitas de Plata came over the world as one of the best guitar players ever. He was in company with José Reyes, the best flamenco singer in France at this time. Both played with their families in „Les Saintes Maries de La Mer“ during the Gipsy Pilgrimage there in the Camargue, where they prayed to their Sainte, the Black Sara.In that small town in the Camargue, Manitas has been discovered.
Later, the brother of Manitas, Hippolyte Baliardo found his way to become well known as Rhumba guitar player. The sons of both were member of the differnent formations called „Los Baliardos“ playing with Manitas and / or Hippolyte. José Reyes founded later his own formation „José Reyes et Los Reyes“, where the „Los Reyes“ has been his sons and a later son in law, Chico Bouchikhi. After the death of José, the sons continued as „Los Reyes“.
During a fiesta, they had contact to some members of the Baliardo family, played together, found their own new style and are now worldwide known as the „Gipsy Kings„.
Manitas de Plata was the first known musician from Camargue, he cleared the way for the Gipsy Kings towards the world, the second formation from that small region in the south of France. It was the beginning of a „gold rush“ for young musicians, to follow these idols on their way of / to succes.
Many groups were founded, the musicians changed from one to the other, some are now more or less known, f. e.
Chico & the Gypsies, Gipsyland, Los Reyes – the young generation, Gitano Family. All musicians are able to play „flamenco puro“, as Manitas de Plata, all learn play a guitar as little children. But the bands prefer to play more or less modern Rhumba or Buleria, even with differences in style between Arles and Montpellier. But as they are of Catalonian origin, the hardliners of Spanish flamenco school from Andalucia didn’t accept their music as „flamenco“.
So I see Spain as „Rome“, and Camargue as the „small town of invincible Gallois“ – Manitas de Plata as Asterix ? :-)) One German flamenco specialist called Manitas, in a positive meaning, as a „punk of flamenco“.
Im Frühjahr 1999 „entdeckte“ ich Radio Rheinwelle 92,5 e.V. und entschloss mich, die Musik der Camargue zu einer größeren Verbreitung zu verhelfen. Der Vorstand war begeistert und ich wurde Mitglied im Verein. Tage danach bekam ich eine Info direkt vom Platten-Label über meine ursprüngliche Camargue Homepage, dass die neue CD der Gruppe „Los Reyes“ heraus kommen würde, in der Sendung „Fernsehgarten“ präsentiert werden würde und die Gruppe selbst im Atrium Hotel, Mainz-Finthen, zu einem Presse-Termin bereit stehen würde. Nun, als Mitglied von Radio Rheinwelle 92,5 e. V. bekam ich vom Verein einen MD – Recorder ausgeliehen (kannte ich vorher nicht, tolle Technik) und fand mich zu dem Termin ein. Es war nur noch ein weiterer Presse Vertreter, von einer Musik Zeitschrift, vertreten, so war das eine sehr persönliche, quasi intime Atmosphäre.
Der Chef der Gruppe, Antonico Reyes, sprach sehr gut Deutsch, dank seiner Deutschen Mutter, mit den Anderen sprach ich Französisch. Nach dem Interview und dem Stück „Mujer“ aus der neuen CD verabredeten wir uns für den Abend zu einer kleinen Fiesta in der Freianlage des Hotels, zu der ich dann aber das Aufnahmegerät zu Hause ließ. Ein Haufen sehr interessanter Leute erschienen, Musiker, die ich inzwischen kannte, ein Zahnarzt, der sein Studium mit Produktion und Vertrieb der Musik aus der Camargue finanzierte und natürlich Vertreter des Labels. Dank gutem Essen und Trinken, bester Musik und vielen interessanten Gesprächen war es ein sehr harmonischer, interessanter und unvergessener Abend.
Update 1.11.19
Das alte Gipsy Kings Konzept mit den ursprünglichen Grüdungsmitgliedern steht vor einem Comeback, leider habe ich das erst heute gefunden, aber ich war ja eine Zeitlang „abwesend“ von der Musik der Camargue. Dazu gibt es einen sehr guten, die Historie gut zusammenfassenden Artikel in der Frankfurter Rundschau:
Gipsy Kings – Das Comeback der Könige
Sie feierten weltweit Erfolge. Anfang der Neunziger wurde es still um die „Gipsy Kings“. Jetzt geht Bandleader Chico Bouchikhi mit früheren Kollegen wieder auf Tour.
Insbesondere wird hier auch mal genau beschrieben, wie das damals zu der Trennung kam, und wie die Musiker damals über den Tisch gezogen wurden.
Update 23.10.20
In der Tat sind sie jetzt wieder unterwegs unter dem Namen The Original Gypsies
in der Besetzung Chico Bouchikhi, Canut Reyes, Paul „Pablo“ Reyes und als Sologitarristen in den bisherigen Auftritten Kema Baliardo, einen mehr als würdigen Nachfolger von Tonino Baliardo.
Es gefällt mir sehr, dass Canut wieder dabei ist, bei dem ich den Eindruck hatte, dass er bei den Gipsy Kings etwas „hinten runter gefallen“ ist, obwohl er ein ganz hervorragender Sänger ist, vielleicht hätte er Nicolas etwas die „Show“ gestohlen.
Die Gruppe „Los Reyes“ hat sich ebenfalls neu gefunden und spielt jetzt unter dem Namen Gipsy Reyes
in der Besetzung Antonico Reyes, Tambo Reyes, Bimbo Reyes, François Reyes und Chouchou Régis, ebenfalls ein hervorragender Solist auf der Gitarre.
Ein erstzes Album, „Saint Graal“, wurde bereits veröffentlicht.